Psychische Gesundheit
Stress lass nach!
Autor: Mark Krüger
Eigentlich ist das Phänomen Stress zunächst ein harmloser, aber lebensnotwendiger Mechanismus, den das Gehirn auslöst und der den Körper für eine Bedrohung wappnet. Rasch lässt er im Blut Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin ansteigen, damit die Sinne geschärft werden und Höchstleistungen abgerufen werden können. Eigenschaften, welche die moderne Frau von heute durchaus gut gebrauchen kann. Denn Job, Haushalt, Partner, Kinder unter einen Hut zu bringen, erfordert einen ordentlichen Spagat zwischen den vielen Rollen.
Dauerstress mit Folgen
Der Anspruch, allen gerecht werden zu wollen, führt dann oftmals zu Dauerstress – und der ist nicht harmlos. Der sogenannte Distress schlägt sich auf die psychische und körperliche Gesundheit nieder. Wir alle kennen typische Stress-Alarm-Signale des Köpers wie Magen-Darm-Beschwerden, Schlaflosigkeit, erhöhter Blutdruck. Oft erkennen Betroffene den Zusammenhang zwischen ihrer körperlichen und psychischen Verfassung und ihrer Dauerüberlastung nicht und steuern zu spät dagegen. Die Folge: Es drohen ernsthafte Erkrankungen wie Burn-out und Depression. Zudem steigt das Risiko für etwa Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes mellitus Typ 2.
Rechtzeitig die Reissleine ziehen
Unser seelisches Wohlbefinden, aber auch unser Denken – wer kennt nicht den Spruch: «Wer positiv denkt, lebt länger» – haben einen Effekt auf unsere körperliche Konstitution. Dauerstress sollte auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden. Frühzeitig die Reissleine ziehen, lautet die Devise. Zum Bespiel mit bewussten Auszeiten, Digital Detox, ausreichend Schlaf, Yoga oder Entspannungsübungen, deren Einfluss in zahlreichen Studien untersucht worden ist. So konnten Forscher der Havard University die Auswirkungen von Meditation mittels funktioneller Kernspinuntersuchung messen. Es zeigte sich, dass es direkt nach der Meditation zu einer stärkeren Durchblutung von Teilen des präfrontalen Kortex kommt. Hier liegen jene Areale, die für das Regulieren von Gefühlen verantwortlich sind, und die ebenso bei positivem Denken aktiv sind.
Stressreduktion durch Achtsamkeit
Eine andere Studie, die im November 2022 im Fachjournal Jama Psychiatry veröffentlicht und an 208 Teilnehmenden, bei denen Angststörungen diagnostiziert worden sind, durchgeführt worden ist, befasst sich mit den konkreten Auswirkungen von Achtsamkeitsübungen auf die Psyche. Die Hälfte der Testpersonen wurde mit Medikamenten behandelt; die andere Gruppe nahm an einem geführten Training für Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion, kurz MBSR, teil. Diese bereits teilweise zu medizinischen Zwecken eingesetzte Methode basiert auf der buddhistischen Achtsamkeitsmeditation. Vor und nach dem mehrwöchigen Experiment wurde per Fragebogen das individuelle Angst-Level gemessen. Das Ergebnis: Die Angstzustände hatten sich in beiden Gruppen ähnlich gut verbessert.
veröffentlicht: 15.03.2023