Gleichberechtigung
Talentierten Frauen eine Chance geben
Wenn es darum geht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen oder als Frau eine Führungsposition – vor allem in männerdominierten Branchen – zu ergattern, gibt es in der Schweiz an vielen Stellen immer noch Defizite. Das Mutterwerden gilt auch heute noch als Gamechanger. Zwar nehmen 80 Prozent der Frauen gerne eine Auszeit von der Arbeit und sind der Ansicht, dass sich dies positiv auf ihre Familien auswirkt – so eine Erkenntnis aus einer Umfrage des Wirtschaftsverbands Advance unter 600 berufstätigen Frauen in der Schweiz. Gleichzeitig ist mehr als die Hälfte der Befragten der Meinung, dass sich Unterbrechungen negativ auf ihre berufliche Laufbahn auswirken und ihre Verdienstmöglichkeiten schmälern.
Fokus Familienfreundlichkeit
Fakt ist: Jede siebte Frau in der Schweiz kehrt nach dem Mutterschaftsurlaub nicht an ihren Arbeitsplatz zurück. Woran liegt das? Einfach ausgedrückt an den zahlreichen Herausforderungen, die Mütter bei ihrer Rückkehr erwarten: wie zum Beispiel Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Work-Life-Balance, viele erhalten weniger Verantwortung oder die eigene Stelle wurde mit einer anderen Person besetzt, hinzu kommt der Verlust von Förderern und Mentorinnen – so weitere Ergebnisse der Umfrage. das grösste Problem ist die Work-Life-Balance: 43 Prozent der Frauen geben an, ihr Familienleben nicht mehr mit ihrem Berufsalltag vereinen zu können. Schwierig ist auch die Abwertung ihrer Kompetenzen: so haben gut 20 Prozent Verantwortlichkeiten abgeben müssen, jede dritte hat ihre Führungsposition verloren, jede Fünfte die Unterstützung durch Fürsprechende. Daher: Augen auf bei der Arbeitgeberwahl. Es gibt immer mehr Unternehmen, die sich Familienfreundlichkeit auf die Fahne geschrieben haben, indem sie beispielsweise Flexibilität von Arbeitszeit, -organisation und -ort ermöglichen oder Unterstützung bei der Betreuung von Kindern und beim Wiedereinstieg bieten. Würden mehr unternehmen solche Massnahmen umsetzen und somit sehr gut ausgebildeten, talentierten Frauen eine Chance auf Karriere geben, profitieren im Prinzip alle davon: denn hätten Frauen in der Schweiz eine ähnliche Beschäftigungsquote wie in Schweden, würde sich das Bruttoinlandprodukt um mehr als 34 Milliarden Franken pro Jahr erhöhen.
Mehr Frauen in Führungspositionen
Apropos Führungsposition: im Rahmen einer international vergleichenden McKinsey-Studie wurde aufgezeigt, dass nicht nur eine grössere Zahl von Frauen in Beschäftigungsverhältnissen, sondern vor allem in Führungspositionen zu einer signifikanten Steigerung der Effektivität im Bereich der Unternehmensorganisation führen. Unternehmen, bei denen der Anteil an weiblichen Führungskräften über 30 Prozent beträgt, sind profitabler als Unternehmen mit niedrigerem Frauenanteil. Firmen ohne Frauen in leitenden Positionen verzichten auf erhebliches Potenzial, da sie ebenso qualifiziert, leistungsstark und motiviert sind wie ihre männlichen Arbeitskollegen. Allerdings ist weitläufig bekannt, dass Frauen in den Chefetagen eher Mangelware sind. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Laut einer aktuellen Auswertung des Personalberaters Russell Reynolds steigt in der Schweiz der Anteil weiblicher Führungskräfte: in den Geschäftsleitungen sitzen mittlerweile 24 Prozent Frauen. Vor zwei Jahren waren es noch 19 Prozent. Damit liegt die Schweiz in Europa neu auf Rang sechs hinter den Spitzenreitern Grossbritannien, Norwegen, Schweden, Finnland und Frankreich. Vorbildbranche: die Finanzindustrie. UBS, Partners Group, Credit Suisse und die Zürich Versicherung haben bis zu gut 40 Prozent Frauen im obersten Führungsgremium.
Schon gewusst?
Für Mütter und Väter, denen der Wiedereinstieg nach einer langen Pause nicht gelingt, gibt es verschiedene Programme und Initiativen, die bei der Rückkehr in den Job unterstützen. Eine davon ist «CRN –Companies & Returnships Network», die von der Hochschule Luzern mit der Unterstützung vom Gleichstellungsbüro des Bundes (EBG) initiiert wurde.
veröffentlicht: 12.06.2024