Humanen Papillomviren
Viele Eltern kennen die Gefahren nicht
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Im Interview: Dr. med Alexander Markus
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Stv. Chefarzt Frauenklinik und Leiter Gynäkologisches Krebszentrum
Kantonsspital St. Gallen
Kanton St. Gallen
E-Mail: gyn-krebszentrum@kssg.ch

Herr Dr. Markus, was ist das Charakteristische an Humanen Papillomviren?
Bis zu 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen kommen in Kontakt mit HP-Viren, welche ausschliesslich darüber übertragen werden. Dazu muss nicht zwingend penetrierender Geschlechtsverkehr stattfinden. Die Viren sind auch durch Schmierinfektion übertragbar. Zumeist sind die unter 30-Jährigen betroffen – auch weil sie häufiger wechselnde Sexualpartner haben. Derzeit gibt es rund 30 genitale HPV-Typen, die in High-Risk- und Low-Risk-HPV unterteilt werden.
Was bedeutet dies letztlich für die Betroffenen?
Low-Risk-HPV sind eher harmlos und können Feigwarzen verursachen, die jedoch selbst nach erfolgreicher Entfernung jederzeit wiederkommen können. Anders bei den High-Risk-Viren: Wird der Körper diese nicht wieder los, kann es über Zellveränderungen mit drei Vorstufen nach circa acht Jahren zum Gebärmutterhalskrebs kommen. Aber auch rund 50 Prozent des Scheidenkrebs oder Vulvakrebs werden durch HPV ausgelöst.
Und womit müssen Männer im schlimmsten Fall rechnen?
Hier sind vor allem Penis- und Analkrebs zu nennen, genauso wie Krebs im Nasen- und Rachenraum. Letztere Krebsform hat zuletzt bei Männern und Frauen zugenommen, auch weil die sexuellen Praktiken häufiger Oralsex einschliessen. Fast 40 Prozent aller Krebsarten in diesem Bereich sind auf HP-Viren zurückzuführen.
Was macht die HP-Viren so tückisch?
Die Ansteckung erfolgt völlig symptomlos. Man kann sie im Prinzip kaum verhindern, selbst Kondome bieten keinen ausreichenden Schutz. Menschen mit einer Immunschwäche sind besonders gefährdet, sich zu infizieren.
Wie erfolgt die Diagnose?
Im Krebsabstrich vom Gebärmutterhals können HP-Viren bestimmt werden. Bei Männern ist die Infektion überhaupt nicht nachweisbar.
Kann einer HPV-Infektion vorgebeugt werden?
Absolut, seit fast 20 Jahren ist das möglich. Der beste Schutz vor beiden HPV-Typen ist eine Impfprophylaxe. Lässt man sich impfen, ist die Wahrscheinlichkeit für Feigwarzen praktisch null und für Gebärmutterhalskrebs um 90 Prozent reduziert.
Wer und wann sollte geimpft werden?
Sowohl Mädchen als auch Jungen sollten idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr geimpft werden. Denn Jungen sind in der Regel die Überträger dieser Viren. In Australien, wo sie sehr früh geimpft wurden, konnte man damit die Feigwarzen quasi ausrotten. Und: Wird früh geimpft, ab dem neunten Lebensjahr ist es möglich, braucht es nur zwei Impfdosen. Ab 15 Jahren benötigt man drei Dosen, die in der Regel sehr gut verträglich sind.
Wann sollte eine Impfung erfolgen?
Sowohl Mädchen als auch Jungen sollten idealerweise vor dem ersten Geschlechtsverkehr geimpft werden. Denn Jungen sind in der Regel die Überträger dieser Viren. In Australien, wo sie sehr früh geimpft wurden, konnte man damit die Feigwarzen quasi ausrotten. Und: Wird früh geimpft, braucht es nur zwei Impfdosen. Ab 15 Jahren benötigt man drei Dosen, die in der Regel sehr gut verträglich sind.
Ergibt eine Impfung auch noch im erwachsenen Alter Sinn?
Ja, denn nicht jede Frau bleibt bei ihrem ersten Partner. Bei jedem Wechsel kann man sich neu infizieren. Und: Selbst wenn man die HP-Viren hatte und sie wieder losgeworden ist, kann man sich wieder anstecken. Es gibt keine langfristige Immunabwehr wie etwa nach einer Impfung gegen Masern.
Welche Resonanz auf das Impfen beobachten Sie?
Diese ist über die letzten zehn Jahre konstant unbefriedigend. Im Mittel lassen sich um die 55 Prozent der Mädchen und Jungen zwischen dem 12. und 26. Lebensjahr gegen HPV impfen.
Was muss besser werden?
Nötig ist die Verbesserung der Aufklärung – dies vor dem Hintergrund, dass gemäss aktuellen Zahlen 9 von 10 HPV-Infektionen vermeidbar wären. Halten wir uns vor Augen, dass jedes Jahr 250 Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkranken, dann würden nur noch 25 übrigen bleiben. Das Problem: Viele Eltern wissen gar nicht, dass die Viren sexuell übertragen werden. Hinzu kommt, dass sie sich ihre Kinder mit zwölf oder 13 noch nicht sexuell aktiv vorstellen können. Das macht es schwer. Deshalb müssen wir an die Eltern herantreten und noch viel Aufklärungsarbeit leisten.
Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Unterstützung von MSD Merck Sharp & Dohme AG Switzerland.
veröffentlicht: 19.05.2023