Rückenschmerzen
Wenn der Rücken rebelliert
Wir sitzen im Wagen auf dem Weg zur Arbeit, später stundenlang am Schreibtisch und am Abend vor dem Fernseher: Verkraftet unser Körper mangelnde Bewegung bis zum mitlleren Lebensalter in der Regel komplikationslos, bereiten monotone Sitzgewohnheiten vielen Dauersitzenden mit den Jahren häufiger Probleme. Langes statisches Sitzen verspannt nicht nur, sondern verkürzt die Muskulatur vor allem im Hüftbeuger und zieht damit das umliegende Bindegewebe in Mitleidenschaft. Schmerzhafte Verspannungen, Fehlhaltungen und Abnutzungserscheinungen an der Wirbelsäule können die Folge sein. Kommt Stress hinzu, erhöht sich das Risiko für eine erhöhte Ausschüttung von Adrenalin und Kortisol, was die Rückenschmerzen sogar noch verstärkt.
Zunehmende Patientenzahl
Kreuzschmerzen sind längst eine Volkskrankheit – mit stark steigender Tendenz. Laut einer Umfrage der Rheumaliga Schweiz und der GfK Switzerland AG klagten im Jahr 2020 mehr Personen über häufige Rückenschmerzen als noch im Vergleichsjahr 2011. Rund 22 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer bestätigten, mehrmals pro Woche Rückenschmerzen oder Verspannungen zu haben. Grundsätzlich gilt es, zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen zu unterscheiden. Bei der spezifischen Form lässt sich die Ursache in der Regel eindeutig diagnostizieren. Wird diese gezielt behandelt, klingen die Schmerzen oftmals ganz automatisch ab. Anders bei unspezifischen Rückenschmerzen, wobei trotz modernster bildgebender Diagnoseverfahren kein klarer Auslöser erkennbar ist. Zumeist sind die Beschwerden auf verkrampfte Muskeln zurückzuführen.
Schmerzen als Warnsignal deuten
Wichtig zu wissen: Schmerzt der Rücken akut, sendet der Körper ein Warnsignal, indem er auf ein Problem aufmerksam macht. Da heisst es, körperliche Beschwerden rechtzeitig zu erkennen und möglichst einzugreifen. In der Regel klingen akute Rückenschmerzen nach sechs Wochen wieder ab. Damit sich die Schmerzen nicht chronifizieren, ist es bei Anhalten der Symptomatik essentiell, sich ärztlichen Rat einzuholen. Trotz neuester Technologien sollten bildgebende Verfahren jedoch nicht allein den Ausschlag darüber geben, welche Therapie letztlich erfolgt. Gerade bei jüngeren Patienten sieht man häufig bereits Veränderungen an der Wirbelsäule, obwohl bis dato noch keine Schmerzen aufgetreten sind. Umgekehrt gibt es jedoch auch Patienten, die grosse Beschwerden haben, ohne Auffälligkeiten im MRI zu haben.
Überschätzte Opioide
Das bedeutet also: Anstatt anhand von Bildern zu operieren, sollten in jedem Fall die Bedürfnisse des Patienten im Mittelpunkt stehen und genaustens abgewogen werden. Therapeutisch kommen dann Wärme, Physiotherapie und Schmerzmittel in Betracht. Nicht selten werden bei sehr starken Schmerzen auch Opioid Analgetika eingesetzt. Wie wirksam diese sind, hat eine im Sommer vergangenen Jahres veröffentlichte australische Studie unter die Lupe genommen. Untersucht wurden 347 Erwachsene, die seit maximal zwölf Wochen unter mässigen bis starken Rücken und/oder Nacken schmerzen litten. Aufgeteilt in eine Opioid und Placebogruppe war es das Ziel zu ermitteln, inwieweit sich die Schmerzen nach sechs Wochen verbessert haben. Ergebnis: Opioide sind der Studie zufolge bei akuten, unspezifischen Rückenschmerzen nicht besser wirksam als Placebo. Fachleute empfehlen deshalb, den funktionellen Aspekten der Rückengesundheit mehr Bedeutung zu schenken. Statt Vermeidungsverhalten ist es entscheidend, die richtigen Bewegungen in den Alltag einzubauen, weniger zu sitzen und sportlichen Aktivitäten therapeutisch und präventiv mehr Gewicht zu geben.
veröffentlicht: 18.03.2024